Geschichtliches aus dem Ländchen Rhinow/Havelland
Historisches über die Stadt Rhinow

VERFASSER:  GUIDO QUADFASEL (SPAATZ) 

Einleitung:
Die Stadt Rhinow mit ihrem Ortsteil Kietz (ca. 1 km westlich) wird allgemein als die „Hauptstadt“ des kommunalen Amtsbereiches des Ländchen Rhinow betrachtet. Rhinow gehört mit seinen ca. 1800 Einwohnern zu den kleinsten Städten in Deutschland. Geografisch liegt das Ländchen Rhinow mit seinen 5 Gemeinden und der Stadt Rhinow am westlichen Grenzgebiet zur Havel im Landkreis Havelland.
Früheste Besiedlungen des heutigen Havellandes begannen vor ca. 12000 Jahren mit dem stetigen Rückgang der letzten Vereisung (Pleistozän) im sog. Urstromtal, dass mit vielen Seen und Flüssen (u.a. Havel, Rhin) durchzogen ist. Um 3500 v.u.Z. betrieben Siedler hier Pflanzenanbau, Viehzucht und Fischfang. Funde belegen auch eine Keramikherstellung. In der Bronzezeit (ab 1700 v.u.Z.) werden Kupferlegierungen für Waffen, Schmuck und Werkzeuge hergestellt. Aus der Eisenzeit (ca. 500 v.u.Z.) gibt es etliche Funde eigener Eisenmetallverhüttung.
Zur Zeit des römischen Kaiserreiches waren im Havelland und insbesondere im Ländchen Rhinow mit den Semnonen einer der größten Germanenstämme ansässig. Im Zuge der großen Völkerwanderungen ab dem Jahr 357 (ausgelöst durch die Hunneneinfälle aus Innerasien) zogen diese in Richtung weströmischer Gebiete ab. Nach Durchzug anderer Germanenstämme, u.a. Langobarden (aus dem Weser/Elbe-Gebiet), Burgunder (aus dem nordwestlichen Polen), siedelten, aus dem Osten und Südosten kommend, slawische Wenden (Heveller) in die fast menschenleere Gebiete. In den Gemarkungen entstanden etliche slawische Burganlagen, von denen einige in heutiger Zeit wieder nachgewiesen worden sind.
Mit der Einführung der Christianisierung ab dem 10. Jh. - bekannt dafür hierbei die Gründungen der Bistümer Havelberg und Brandenburg (slaw. „Brenarbor“) - kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den „Deutschen“ und Slawen, die in den sog. „Wendenkreuzzügen“ von 1157 ihren Höhepunkt und den Abschluss der endgültigen Unterwerfung der Einheimischen hatten. Es kam  vielerorts zur friedlichen Annäherung beider Völkerschaften, wie es z.Bsp. der Hevellerfürst Pribislaw und der erste aus dem Askaniergeschlecht bei Aschersleben stammende Markgraf, Albrecht der Bär, praktizierten. Die ökonomische und militärische Überlegenheit der deutschen Einwanderer führte in der Folgezeit letztendlich dazu, daß die slawische Bevölkerung ihre ethnische Bedeutung verlor.
(Anm.d.V.: Diese Einleitung zur Historie der Stadt Rhinow/Kietz wird der Leser bei den Ausführungen zur Geschichte der anderen Ortschaften des Ländchen Rhinow andeutungsweise wiederfinden).
 
Hintergründe der Namensentstehung von Rhinow und Kietz:
In den Ausführungen der Chroniken gibt es zur namentlichen Bedeutung von „Rhinow“ sehr spärliche Hinweise. Es ist vermutlich davon auszugehen, daß mit „Kietz“ eigentlich zwei Siedlungsorte gemeint sind, wobei über das eine „Kietz“ aus den Zeiten vor dem 12. Jh. nur vage Andeutungen gemacht werden und später nur noch von „Rhinow“ gesprochen wird.
Von dem anderen „Kietz“ sind die Forscher überzeugt, daß damit der heutige Ortsteil Kietz gemeint ist. Nach archäologischen Funden, die in den vergangenen 100-150 Jahren gemacht worden sind sowie nach den Überlieferungen in einer Chronik aus dem Jahre 1890/91, standen beide „Kietze“ etwa 1 km links bzw. rechts vom Fluss Rhin voneinander getrennt.
Über die Bezeichnung „Kietz“ an sich (auch andere Ortschaften des Ländchen Rhinow, u.a. Parey, bringen mit „Kietz“ ihre ursprüngliche Dorfentstehung in Verbindung), gibt es unterschiedliche Deutungen: Vom slawische „Chyce“ = (Fischer-) Hütten oder „Chyza“ = armselige Hütte (15. Jh.) lässt sich die Tatsache vermuten, daß Slawen als Fischer vielfach in der Nähe von Flussufern in solchen Siedlungen wohnten. Doch aufgefundenes frühdeutsches Keramikinventar, weißt mehr auf eine spätere Gründung von „Kietzen“ durch die askanische Besiedlung im 12. Jh. hin. Über das altdeutsche „kytja“ = kleine Hütte und mittelniederdeutsche „ketze“ = kleiner Anbau an der Stube (Alkoven) wurde ein „Kietz“ auchmit einem Tragekorb (-kober = Korb) gleichgesetzt, dessen begrenztes Fassungsvermögen mit den sicherlich beengten Wohnmöglichkeiten der Einheimischen ableiten ließe. Letztendlich ist eine Vermischung beider Deutungen aus früheren Zeiten anzunehmen.
Ist man bei der Namensdeutung vom Ortsteil Kietz demnach relativ sicher, so gibt es für „Rhinow“ vermutlich nur die Erklärung, das aus dem zweiten Kietz durch die Besiedlung deutscher Einwanderer ab dem 12. Jh. dessen Namen entstand. Mit „Rhin-“ könnten die Einwanderer selbst gemeint sein, da sie nachgewiesen aus Regionen nahe des Nieder-Rheins (Holland, Belgien, Nordfrankreich), aber überwiegend aus dem heutigen Rheinland-Pfalz stammten. Die Endung „-ow“ = -aue ist ein weiterer Beleg für die altdeutsche Herkunft und so lässt sich „Rhinow“ mit „Rhinaue“ = Rheinaue vergleichen. Ort und Fluss sollten vermutlich mit ihrer Namensgebung an die vormaligen Heimatgegenden in der Nähe des Rhein erinnern.
 
Eine im Ländchen Rhinow bekannte Sage gibt uns Auskunft über die Geografie der Region und das bevorstehende Ende der Slawenzeit:
„Die heidnische Riesin Frau Harke (auch Haake) erzürnte sich sehr darüber, dass in Havelberg ein Dom gebaut wurde. Wütend und in aller Eile schaufelte sie sich mit ihren Händen Sand und Erde in ihre große Schürze. Auch große Steine nahm sie auf. Damit wollte sie nunmehr nach Havelberg schreiten und den Dom zerstören sowie die Stadt zuschütten. Doch die vielerorts sumpfige Gegend erschwerte ihren Vormarsch nach Havelberg. Sie blieb mehrmals im Morast stecken und ihre überladende Schürze zerriss. Sie unternahm dann keinen weiteren Versuch mehr, sodass Havelberg und der Dom bis heute erhalten geblieben sind.“
So sollen von der Sage her abgeleitet u.a. der Gülper See (Entnahme von Sand und Erde), der Kienberg zwischen Wolsier und Prietzen sowie die Rhinower und Stöllner Berge (verlorener Sand/Erde aus der gerissenen Schürze) entstanden sein. Die verstreuten Steine, eigentlich Findlinge der letzten Eiszeit, wurden in den Jahrhunderten danach von den Einheimischen gesammelt und insbesondere vielerorts für den Bau von Kirchen (u.a. in Spaatz) verwendet. Die in sumpfiger Gegend hier und da auszumachenden und mit Wasser gefüllten alten Torflöcher (Moraste), versinnbildlichen die großen Fußstapfen der heidnischen Riesin.   
 
Weitere chronologische Historie von Rhinow/Kietz:
·          bis zum Ende der Slawenzeit
Der Rhinower Kietz wird nur als einfaches Wendendorf erwähnt. Beim heutigen Ortsteil Kietz geht man davon aus, dass dort eine slawische Burganlage als Fluchtort vorhanden gewesen war.
·          um 1160
Nach der Eroberung des Ländchen Rhinow durch Markgraf Albrecht des Bären (1157) entstand auf der alten Slawenburg eine massive mit Mauern und Türmen versehene Wehrburg sowie eine am Rhin errichtete Wassermühle. Sie diente als Militärbasis zur Abwehr von eventuellen Überfällen und zum Schutz des bereits uralten Handelsweges von Havelberg über das spätere Rhinow in Richtung Rathenow bis nach Brandenburg an der Havel. Das Dorf „Rhinow“ wurde zunehmend von hinzugezogenen deutschen Händlern und Kaufleuten besiedelt.
·          1281
Bereits 1216/17 werden Rhinow und Kietz als „bedeutende Orte“ benannt. Doch mehr als ein sog. „Marktflecken“ war wohl nicht vorhanden. Dennoch sollen im damaligen Rhinow schon über 5000 Einwohner gewohnt haben. Eine Legende besagt dazu, dass Rhinow vom baulichen Charakter her schon als „Stadt“ galt. Denn in einem in der heutigen Rhinower Kirche befindlichen Glaswappen von 1580 sind mittelalterliche Mauern und Türme zu sehen. Davor schwimmende Schwäne auf einem Fluß (Rhin?). In der oberen Wappenmitte soll der eigentliche Städtegründer abgebildet sein. Fest steht wohl, dass Rhinow im Jahre 1281 das urkundliche Stadtrecht zugesprochen bekommen hat. Die Erhebung zur Stadt geht auf den Sohn des damaligen askanischen Markgrafen Johann II., einem Konrad II. (auch als „Prinz Cuno“ oder „Cunekin“ genannt) zurück, der das Ländchen Rhinow in seinen Besitz nahm. Im heutigen Rhinow erinnern vermutlich die Straßen „Altstadt“ und „An der Worthe“ noch an die damaligen Gegebenheiten als Stadt. Die „Altstadt“ an die ehemalige Lage des Ortes und „An der Worthe“ an einen ehemaligen Schutzabschnitt zur Verteidigung des Ortes, dessen Reste am Ende des 18. Jh. noch vorhanden gewesen sein sollen („hohe Warte“, „Hoheware“, „Hohewertische Fenn“).
·          bis 1379           
Rund 200 Jahre lang, von den Zeiten Albrecht des Bären bis hin zum o.g. Jahr, bestimmten askanische Markgrafen über die Besitzverhältnisse von Rhinow und Kietz. Wie Aufzeichnungen darlegen, nicht immer mit rosigen Zeiten gesegnet. Durch das Ende der Kreuzritterzüge zerfielen ab dem 13. Jh. viele Söldnerheere. Dadurch verloren viele adlige Ritter auch ihr Statussymbol. Umherstreifend und ohne festen Landbesitz bezogen sie mit Erlaubnis der Markgrafen so manche Burg in unserem Ländchen. Sie galten aber mehr als sog. Raubritter, die ihr Unwesen trieben, um zu Reichtum zu kommen. Das war auch so in Rhinow und auf der Wehrburg in Kietz. Es wird von Raubrittern, u.a. von Zicker, von Wildberg und von Lindow, berichtet, die mehr schlecht als recht „regierten“. Das führte schließlich soweit, dass sie sich wegen Nichtanerkennung der Markgrafen als Lehnsherren mit denen überwarfen und kriegerische Auseinandersetzungen folgten. Im Jahre 1379 beauftragte Markgraf Sigismund seinen adligen Herrmeister, einem Johann von Cottbus, mit einem Söldnerheer diesem Treiben ein Ende zu setzen. Kietz geriet dabei in Brand und Rhinow als Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht.
·          bis 1441 und 1445
Der Zerstörung im besagten Jahr folgten Jahrzehnte der Trostlosigkeit. Vor der Zerstörung suchte eine wohl verheerende Pest im Jahre 1347 beide Ort heim. Über das Schicksal der Bevölkerung (5000 Seelen!?!) ist nichts überliefert. Bekannt ist, dass die von Zickers als Raubritter nach der Zerstörung in den Folgejahren um 1400 weiter ihr Unwesen um Rhinow und Hohennauen trieben. 1432 gab der letzte askanische Markgraf seine Besitzrechte über Rhinow und Kietz an das Havelberger Domkapitel ab. Dennoch wurde begonnen, Rhinow wieder aufzubauen - nunmehr weiter heran an die Rhinower Berge - und die Burg in Kietz neu zu besetzen. Das bis zur Zerstörung von Rhinow in den Schriften erwähnte Dorf Glewe, etwa 1 km südlich in Richtung Spaatz, ist bis auf wenige Hofstellen nicht wieder vollständig errichtet worden. Rhinow wird als „sagenhafte“ Stadt sicherlich nur wieder in Größe eines Dorfes errichtet worden sein mit wenigen hundert Einwohnern. 1441/45 erhielten zwei Brüderpaare der Adelsstammfamilie von der Hagen vom Kurfürsten Friedrich II. durch eine Belehungsurkunde Rhinow und Kietz als ihre künftigen Besitztümer (1445 „Alde Stadt“ = Rhinow; 1441 „den hoff tur Mollenburg“ = Kietz mit seiner Mühlenburg).
·          bis 1700   
Mit der Adelsfamilie von der Hagen festigte sich das Ländchen Rhinow ökonomisch und bekam eine nachvollziehbare Struktur in allen Bereichen. Durch die Aufteilung der Ortschaften in mehrere Erbschaftslinien (Rhinower, Hohennauener, Stöllner und Wolsierer Linie) sicherten sich die von der Hagen ihre Besitzansprüche. So schrieben sie 1559 für Rhinow vor, wie viele Gehöfte wieder entstehen durften. Es entstanden sog. Großbürger-, Klein- bzw. Holzbürgerstellen. Davon hatte Rhinow im besagtem Jahr 37 aufzuweisen, sodass um 1600 etwa 350 Einwohner gezählt wurden. Eine geordnete Gerichtsbarkeit entstand und nach dem Übergang der Rhinower zum evangelischem Glauben (1540) blieben die Patronatsrechte bei den Adligen. Trotzdem entwickelte sich eine erste Bürgerschicht heraus, die sich kommunal in einen Bürgerrat organisierte. Ob es von da an auch schon Bürgermeister gab, ist nicht überliefert worden. Namentlich aufgeführt wurden die Bürgermeister erst ab dem Jahr 1648. Während des 30-jährigen Krieges (1618-48) durchzog der Schwedenkönig Gustav II. Adolf mit Teilen seines Söldnerheeres das Ländchen Rhinow (1631). Dabei wurden Rhinow und Kietz gebrandschatzt und geplündert. In den Rhinower Bergen erinnert noch heute die Bezeichnung einer Wasserquelle mit „Adolfsquelle“ einen angeblichen Rastplatz des Königs. Raub, Mord und Plünderungen blieben noch lange an der Tagesordnung, bis 1648 der Krieg beendet wurde. Die Burg in Kietz, nach der ersten Besitznahme durch die von der Hagen auch als „Schloß“ bezeichnet, ist vermutlich so zerstört worden, dass man ab 1700 nur noch von einem „Hof zur Mühlenburg“ sprach.
Von einem ersten Großbrand in Rhinow mit Todesopfern wurde aus dem Jahr 1700 (1. März) berichtet. Ausgelöst durch Fallen lassen von Kerzenlicht, welche Kinder abends beim Gerstetrocknen halten sollten, brannten 22 Wohnhäuser mit ihren Nebengebäuden nieder.
·          bis 1815
Ein Schulwesen in Rhinow wird erstmals 1718 mit einem sog. Winterunterricht erwähnt.
Der „Marktflecken“ um die Rhinower Kirche soll mittlerweile solche Ausmaße angenommen haben, daß der hinterlassene Dreck vom Viehhandel kaum noch beseitigt werden konnte. 1716 wurden in Rhinow und Kietz allein 1653 (!) Stück Rinder gezählt.
Die Chroniken berichten mehrmals aus dem 18. Jh. von zunehmenden Rechtsstreitigkeiten
zwischen den Rhinower Bürgern und der Adelsfamilie von der Hagen. Teilweise wurde auch Selbstjustiz verübt (1725 „...mit Knüppeln erschlagen!“) 1726 wurde ein Kietzer wegen Mord gerädert und 1730 ebenfalls ein Kietzer wegen „Unzucht“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Berühmt wurde 1746 ein Streit um ein in Bau befindliches Blockhaus-Gefängnis auf dem Marktplatz. Die Ackerbürger sahen sich in ihren Marktrechten platzmäßig eingeschränkt und demolierten den Gefängnisbau. Die Gerichtsobrigen derer von der Hagen setzten sich zunächst durch und ließen das Gefängnis vollenden. Eine darauf folgende Bürgerbeschwerde beim Preußenkönig Friedrich II. brachte auch keinen Erfolg. Der Monarch ließ verkünden, daß das Gefängnis geduldet werden müsse und das diejenigen als erste ins Gefängnis wandern, die es wieder wagen sollten, das Gebäude zu zerstören.
Eine Beteiligung von Rhinowern am Siebenjährigen Krieg (1756-63) soll es nicht gegeben haben. Es durchzogen aber Verwundete auf ihren Heimwegen die Stadt, von denen einige vor Ort seßhaft blieben.
1775 wurde im Zuge der durch Friedrich II. angeordneten Entwässerung des Rhin- und Dosseluches die Wassermühle in Kietz abgerissen. Als Entschädigung bekam Rhinow, eine Bockwindmühle. Diese Mühlen, sechs an der Zahl, entstanden auch in den umliegenden Dörfern (u.a. Stölln, Prietzen, Spaatz).
Die Napoleonischen Kriege 1806/07 und 1812/13 hinterließen auch in Rhinow ihre Spuren. 1805 wurden 18 Männer für die preußische Armee rekrutiert. Hatte man die Einquartierung eigener Truppen im ersten Krieg noch willkommen geheißen, so wehrten sich die Rhinower im zweiten (Befreiungs-) Krieg fehement gegen die plündernde und raubende französische Vereinnahmung. Zunächst in die Rhinower Berge flüchtend, vertrieben die mutigsten Rhinower den Feind und schlugen die letzten beiden Franzosen zu Tode (1813). Im ersten Krieg soll niemand gefallen seien. Aber 8 Rhinower ließen ihr Leben 1812/13.
Um 1815 leben in Rhinow ca. 450 und in Kietz ca. 200 Einwohner.
·          bis etwa 1900
Durch eine neue preußische Städteverordnung (1810) dehnte sich Rhinow in Nord-Süd-Richtung aus (1830: 619 Einwohner). Aus Platzmangel wurde 1819 der alte Friedhof um die Kirche eingeebnet. Ein neuer idyllisch liegender Kirchenfriedhof wurde im gleichen Jahr in der Nähe der heutigen stillgelegten Bahnstreckenführung eingeweiht. Aus dem Jahr 1830 wird die Nennung einer Dorfschule in Kietz erwähnt. Ein Schulgebäude bestand dort nachweislich zwischen 1871 und 1950. In Rhinow soll es ab 1853 bis zur Einweihung des Gebäudes der heutigen Grundschule im Jahre 1907 zwei Privatschulen gegeben haben.
Zwischen 1824 und 1895 hatten Rhinow und Kietz unter heftigen Großbränden (6 mal erwähnt) sowie verheerendem Elbehochwasser (5 mal erwähnt) zu leiden. In Folge eines Hochwassers wurde 1824 in Kietz der sog. „Höwel“ (= Hügel) besiedelt. Von diesem Zeitpunkt an hat der Ortsteil sein typisches Aussehen als Straßendorf.
Von der Bürgerlichen Revolution 1848 war in Rhinow kaum etwas zu spüren gewesen. Dennoch wurde auf Ratsbeschluß eine Bürgerwehr gegründet.
Ein markante Verbesserung des kleinstädtischen Ansehens widerfuhr Rhinow im Jahr 1853 mit der Befestigung der innerhalb liegenden Hauptverkehrswege durch Kopfsteinpflaster.
Rhinow und Kietz erlebten in diesem Jahrhundert ein letztes Mal zwei Kriege. Die Jahre 1864/66 (gegen Östereich) und 1871 (gegen Frankreich) waren wieder geprägt von Einquartierungen und Truppendurchmärschen. Es hatte schon an ein Wunder gegrenzt, das von insgesamt 30 in die Schlachtfelder gezogenen Rhinower Männer nur zwei (1866) gefallen waren. 13 fremden Soldaten muß ihre Einquartierung in Rhinow so gefallen haben, daß sie nach den beiden Kriegen Rhinower Bürger wurden.
Mit der Ausrufung des deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871 erlebten auch die Stadt Rhinow und Kietz in den Folgejahrzehnten, den sog. „Gründerjahren“(ab 1872), in vielen Bereichen einen spürbaren Aufschwung. Vermehrt spezialisiertes Handwerk siedelte sich an und der Handel florierte wie nie zuvor. Zwischen 1875 und 1877 wurde die Chaussee von Rathenow über Rhinow nach Neustadt/Dosse fertiggestellt. Die Stadt dehnte sich weiter in Richtung Stölln aus. Im gleichen Zeitraum fand die Besiedlung der rechten Straßenseite nach Kietz statt. Nach fast 130 Jahren widerfuhr den Rhinowern eine Genugtuung: Das Gefängnis wurde wieder abgerissen (1875)! Auch die alte (Lehm-)Dorfstraße durch Kietz erhielt mit dem Ausbau zu einer Chaussee von Rhinow nach Strodehne 1895 ein Straßenpflaster. Abgeschlossen wurden die Gründerjahre in und um Rhinow mit den Bau der Städtebahnstrecke Rathenow – Neustadt/Dosse im Jahre 1904. Die Rhinower Einwohner organisierten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. auch in kultureller Richtung. So wurden 1859 ein Gesangsverein und 1861 ein Schützenverein gegründet. Auch für die Jüngsten in der Stadt wurde gesorgt mit einem ersten Kinderfest im Jahre 1871.
Hatte die Einwohnerzahl in Kietz seit 1815 kaum zugenommen, lebten im Jahr 1891 in Rhinow in 136 Häuser (283 Haushalte) 1228 Einwohner.
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